Der Heldenhund von Holland

Der Helden-Bläss von Scharendijke rettete bei der Flutkatastrophe von 1953 Dutzende von Kühen und Kälbern vor dem Ertrinken. Bläsz, wie er auf Niederländisch geschrieben wird, hatte Schweizer Wurzeln. Seine Eltern stammten aus Wildhaus im Toggenburg.

 

Foto: Familienalbum van Citters

1. Die Wurzeln des Helden-Bläss': Wildhaus (CH)

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Wildhaus liegt im Toggenburg im Kanton St. Gallen. Das Ortsgebiet grenzt im Norden an die Kantone Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden und teilt sich mit diesen auch die zwei höchsten Erhebungen des Alpsteins (Säntis: 2502 m ü.M., Altmann: 2435 m ü.M.).

 

Im Toggenburg wird denn auch ein ähnliches Brauchtum gepflegt wie im benachbarten Appenzellerland. Es gibt Alpfahrten, Viehschauen, Trachten, Bauernmalerei, Streichmusik und Naturjodel. Und ebenso wie das Appenzellerland gilt das Toggenburg als ursprüngliche Heimat des Appenzeller Sennenhundes.

 

Die Gemeinde Wildhaus-Alt St. Johann, welche die Dörfer Wildhaus, Unterwasser und Alt St. Johann umfasst, zählt 2600 Einwohner*innen (2023). Wildhaus ist sowohl ein Sommer- als auch ein Wintersportort.


Die Geschichte vom «braven Bläss»

Die Geschichte, die ich euch erzählen will, beginnt in der Schweiz. Im Dezember 2020 bekam ich einen Anruf von einem Urs Hürlimann aus Wildhaus SG. Er fragte mich, ob der Schweiz. Club für Appenzeller Sennenhunde an Fotos und einem Zeitungsausschnitt aus dem Nachlass seiner Mutter interessiert sei. Es ginge um einen Appenzeller Bläss, der eine holländische Viehherde gerettet habe. Eine Familie aus den Niederlanden habe regelmässig ihre Ferien in Wildhaus verbracht und praktisch jedes Jahr einen jungen Hund nach Hause mitgenommen.

 

Klar, war ich interessiert, denn von dieser Geschichte hatte ich doch schon mal gehört! In unserer Jubiläumsbroschüre «100 Jahre SCAS» von 2006 wurde sie auch aufgegriffen. Sie beruhte auf einem Beitrag, der im «Appenzeller Kalender» von 1957 erschienen war. 1955 war sie bereits unter dem Titel «Der brave Bläss: eine wahre Begebenheit aus der holländischen Wassernot vor zwei Jahren» in der Zeitschrift «Am häuslichen Herd: schweizerische illustrierte Monatszeitschrift» veröffentlicht worden.

Das Bild im Zeitungsausschnitt zeigt Albert van Citters Frau Ida mit Bläsz.

«Wütend umkreiste er die Herde und erreichte mit Bellen und Beissen, dass die Tiere sich durch das Wasser in Bewegung setzten.»

Albert van Citters, Bürgermeister von Burgh

und Züchter des Heldenhundes

Der Zeitungsausschnitt mit dem Titel «Ein Appenzeller 'Bläss' rettet eine holländische Viehherde», den ich von Urs Hürlimann aus Wildhaus SG zusammen mit ein paar Fotos erhalten habe, ist undatiert und es ist unklar, aus welcher Quelle er stammt. Der Berichtende ist jedoch klar der Bürgermeister des Dorfes Burgh (Niederlande). Er hiess Albert van Citters (1905–2008) und verbrachte mit seiner Familie seit 1936 jedes Jahr Skiferien in Wildhaus. Die Familien Hürlimann und van Citters waren seither miteinander befreundet.

 

Während des Zweiten Weltkrieges kam Albert van Citters jedoch nicht zum Skifahren in die Schweiz, sondern als Flüchtling aus einem deutschen Gefangenenlager. In Wildhaus, wo man ihn bereits als Feriengast kannte, wurde er freundlich aufgenommen. Im Hotel Friedegg arbeitete er als Küchenbursche. Und auf dem Bauernhof zum Aker (Acker) half er im Kuhstall und auf den Weiden aus. Während dieser Zeit lernte er die Appenzeller Sennenhunde näher kennen und verliebte sich in die Rasse.

 

Vom Hof zum Aker nahm er nach dem Krieg seinen ersten Hund mit nach Holland, eine Hündin namens Bläss. Ein Jahr später kam noch ein Rüde namens Frisch dazu. Diese beiden Schweizer Hunde waren die Eltern des 1951 geborenen Hundes, der 1953 zum Retter einer Viehherde werden sollte.

 

Albert van Citters schreibt zwar in seinem Bericht, er habe die Elterntiere aus Brülisau und Oberegg AI geholt. Aber Urs Hürlimanns Cousin zweiten Grades, der heute den Hof zum Aker bewirtschaftet, ist sich sicher, dass alle Hunde der van Citters aus Wildhaus stammten. Sie hätten auch in späteren Jahren immer mal wieder einen Welpen oder Junghund nach Holland mitgenommen.


Der Hof zum Aker (Acker) in Wildhaus

Der Hof zum Aker (Acker) in Wildhaus SG, wo die Eltern des holländischen Heldenhundes her kamen. 

 

Foto: Urs Hürlimann

«Meine Mutter hat die Hunde jeweils unter einer Landkarte versteckt.»

Miems van Citters,

Künstlerin und Tochter von Albert van Citters

Urs Hürlimann erzählt, Albert van Citters habe die Hunde jeweils über die Grenze «geschmuggelt». Auch seine Tochter Miems van Citters, welche die Statue des Heldenhundes geschaffen hat, erinnert sich noch gut daran: «Meine Mutter Ida hat die Tiere unter einer Landkarte versteckt.»


Familie van Citters mit Hunden

Foto links

Miems van Citters' Brüder Kees (links) und Ab mit dem Heldenhund Bläsz (1953).

 

Foto oben

Albert van Citters mit Hund neben seinem Auto. In diesem «schmuggelte» er die Hunde jeweils nach Holland (1953).

 

Fotos zur Verfügung gestellt von Urs Hürlimann, Wildhaus


Auf Hochzeitsreise in Holland

Die Familien Hürlimann und van Citters blieben auch später befreundet. Die Eltern von Urs Hürlimann machten 1955 sogar ihre Hochzeitsreise nach Holland und besuchten die Familie van Citters in Burgh auf der Insel Schouwen-Duiveland. Stets mit dabei auf den Fotos: Appenzeller Sennenhunde.


Fotos zur Verfügung gestellt von Urs Hürlimann, Wildhaus

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